Interview 16
Caba schildert seine Lösungsvorschläge um den Veganismus besser und schneller in der Öffentlichkeit zu integrieren. Aufklärung sollte schon im Kindergarten und in der Grundschule erfolgen! Aufklärung ist seiner Meinung nach ein Generationsauftrag
Caba aus dem Ruhrgebiet steht mir heute Rede und Antwort im Rahmen der Aktion Männer inspirieren Männer. Er erklärt seine Sichtweise lösungsorientierter Vorschläge für die Integration des Veganismus in unserer Gesellschaft und erzählt ausführlich welchen Konfrontationen er als Geschäftsführer einer Eventagentur, Partyveranstalter und DJ zu kämpfen hat. Lest nun selbst:
1. Erzähl zunächst etwas über dich: Wer bist du?
Ich bin 53 Jahre alt, Geschäftsführender Gesellschafter einer Eventagentur, Partyveranstalter und DJ.
2. Weshalb lebst du vegan? Was war der Auslöser?
Auslöser waren die Beiträge des Managers der Fanta 4, Andreas BÄR Läskers, auf Facebook.
Ich hatte mich dann über diese Postings, seit Anfang 201,2 immer mehr mit dem Thema beschäftigt und bin, nach einer „Orientierungs- und Lernphase“, 2013 auf eine vegane Lebensweise umgestiegen.
In den darauffolgenden Jahren bin ich natürlich auch immer wieder einen „vegetarischen Kompromiss“ eingegangen, wenn vegane Speisen aus irgendwelchen Gründen nicht verfügbar waren. Ich habe aber in dieser Zeit viel dazugelernt wie ich mich auf Situationen, in denen keine veganen Speisen verfügbar sind, vorbereiten kann.
Sicherlich kommt es auch noch heute gelegentlich vor, dass mir keine andere Möglichkeit bleibt und ich zu einer vegetarischen Speise greifen muss. Wenn zum Beispiel der Gastgeber extra für mich eine vegane Grillwurst gekauft hat, ich mich darauf verlassen habe, diese Grillwurst sich aber dann leider doch als vegetarisch entpuppt…..dann gibt es für mich eben 2 Möglichkeiten:
1. Da meist auch sonst keine veganen Speisen vorhanden sind, esse ich nur die 150 Gramm Radieschen des Salates. …natürlich gereinigt von ggf. vorhandenem Dressing!! 😉
(Vorteil: der Alkohol wirkt schneller / Nachteil: der Abend ist genau so schnell vorüber)
oder
2. Ich kläre den Gastgeber über den Unterschied vegetarisch / vegan auf und esse die Wurst. (ist mit einem Verzicht auf die bereits gekaufte vegetarische Wurst doch in dem Fall niemanden geholfen…weder dem Tier, noch dem Gastgeber, noch mir) Deswegen sehe ich aber auf keinen Fall meine gesamte vegane Lebensart in Frage gestellt.
Warum ich mich dafür entschieden habe?…..in der Reihenfolge meiner persönlichen Gewichtung:
- Ich möchte nicht, dass Lebewesen für meinen Genuss sterben
- Ich möchte nicht, dass Lebewesen für meinen Genuss leiden
- Ich möchte nicht, dass die Umwelt für meinen Genuss unnötig belastet wird
- Ich möchte nicht, dass ich meinen Körper durch den Verzehr von Tierprodukten belaste
3. Was müsste, deiner Meinung nach, noch getan werden um der Gesellschaft den Veganismus näher zu bringen?
Ich sehe hier extremen Aufklärungsbedarf in ganz vielen Bereichen der Gesellschaft und der Platz hier reicht eigentlich nicht aus, um auf alle Dinge genau einzugehen.
Zuerst einmal muss die Öffentlichkeit mehr über die Herstellung unserer Lebensmittel und dem damit verbundenen Tierleid informiert werden. Es gib immer noch Menschen, die denken eine Kuh gäbe IMMER Milch…also „nur so“…ohne geschwängert zu werden. Die meisten Menschen wissen fast nichts oder nur ganz wenig über die Umstände der Tierausbeutung.
Daher muss heute mit einer Aufklärung in den Kindergärten / Grundschulen begonnen werden. Diese Aufklärung ist ein Generationenauftrag.
Weiterhin muss man den Menschen Alternativen zur gewohnten Ernährung mit Tierprodukten geben…schmackhafte und bezahlbare Alternativen. Welche Geringverdiener kann sich denn schon eine vegane Frischkäsealternative für 2,99€ leisten? Und da sind wir auch schon bei den Preisen……es kann nicht sein, dass Tierleidprodukte mit Steuermitteln subventioniert werden. Der Staat subventioniert Tierleid, Umweltverschmutzung und Gesundheitsschädigungen.
Dann muss der Verbraucher intensiv darüber informiert werden, dass Tierleid ja nicht nur unmittelbar in Butter / Fleisch Milch etc. steckt. Er muss darüber informiert werden, dass Tierleid in ganz vielen Produkten unseres Konsums steckt und vor allem VERSTECKT ist! Lebensmittel, Bekleidung, Kosmetika viele andere Dinge des täglichen Lebens basieren auf dem Tod und/oder dem Leid von Tieren…..das muss in die Köpfe der Menschen rein!
Aber wie geschrieben…..das sind nur einige Maßnahmen.
4. Statistisch gesehen leben überwiegend Frauen vegan. Hast du einen Tipp für Männer, die eventuell Bedenken haben als unmännlich zu gelten, wenn sie vegan leben?
Ganz ehrlich, ich habe bei Männern, die SO denken fast jede Hoffnung verloren 😉
Ich kann nur den Tipp geben sich über die Umstände der Lebensmittelherstellung zu informieren. Der „Rest“ ist dann einfach: entweder jemand hat Herz und Hirn, denkt darüber nach, welches Leid er mit einer omnivoren Ernährung verursacht…oder er hat es nicht 😉
5. Welche Argumente, meinst du, benötigen einige Männer um zum Umdenken bewegt zu werden (wenn es nicht die eigene Frau ist)?
Die meisten Männer die ich kenne haben einfach keine „Muße“ um sich damit zu beschäftigen und umzudenken. Argumente für Männer müssen einfach umsetzbar sein und schmecken. Wenn eine Alternative um Tierprodukte zu ersetzen zu schwer erscheint….oder wenn eine Alternative zu Tierprodukten nicht schmackhaft ist……dann sind die Chancen jemanden zu überzeugen eher gering.
Natürlich muss das Argument „Tod und Leid des Tieres vermeiden“ auch genannt werden.
Dieses Argument wird aber dann oft beim Anblick des nächsten Wiener Schnitzels schnell verdrängt.
Also…3 Säulen:
- Information über Tierleid
- Umsteigen einfach machen (einfache Alternativen)
- Vegan muss schmecken / gut aussehen
6. Eine Frage zu deinen persönlichen Erfahrungen. Wie reagieren Männer darauf, wenn sie mitbekommen, dass du vegan lebst?
Von Respekt bis hin zu Beileidsbekundungen ist alles dabei.
7. Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung vegan zu leben reagiert?
Mit einer Mischung aus Neugier, Belustigung, Mitleid und Hilflosigkeit
Neugier:
Ja….was kannst du denn dann noch essen ???
Belustigung:
…iss schnell den Salat, bevor er welk wird!
Mitleid:
Tut mir leid, dass du nicht mehr in den Genuss dieses leckeren Steaks kommst
Hilflosigkeit:
Mmmmhh…was soll ich denn für dich kochen/ bestellen/zubereiten (wenn ich irgendwo eingeladen bin)
Heute wird aber immer mehr „Rücksicht“ auf mich genommen. So gibt es ganz viele Gastgeber, die für mich bei meinen DJ – Auftritten extra vegane Speisen beim Caterer bestellen….das freut mich dann immer sehr.
Mit Fakten oder intelligenten Sprüchen.
Ein beliebter „dummer Spruch“ ist zum Beispiel:
„Ja, Du verkaufst Doch mit Deiner Eventagentur auch Fleischprodukte (Catering) an Kunden….das ist doch voll die Doppelmoral!!“
Antwort:
„Dann dürfte also die vegane Schuhverkäuferin keine Lederschuhe verkaufen, der vegane Versicherungsvertreter keine Metzgereien versichern, der vegane KFZ Mechaniker dürfe nur „vegane Schmierfette“ verarbeiten?
Zuerst einmal betrifft die vegane Lebensart nur mich und mein persönliches Konsumverhalten. Man muss sich als Veganer aber nicht in die Arbeitslosigkeit stürzen, weil sein Beruf irgendwie mit Tierleid in Verbindung steht. Natürlich gilt hier auch das Motto „Tod und Leid vermeiden oder minimieren“….aber es lässt sich nun leider nicht alles vermeiden.“
Wer nicht ganz konsequent ist, der ist ein Heuchler. Wer ganz konsequent ist, der ist ein Fanatiker!
Wie soll man es den Nörglern nun Recht machen? 😉
9. Wie reagieren Frauen auf deinen Ernährungsstil?
Ich lerne ja seit März 2015 keine Frauen mehr kennen ;-)…ansonsten wie in Punkt 7 beschrieben.
Grundsätzlich aber eher positiv 😀
10. Ist es dir wichtig, dass dein/e Partner/in auch vegan lebt?
Zunächst einmal möchte ich keinem Menschen meine Lebensweise aufzwingen, in dem ich ihn vor „vegane Tatsachen“ stelle oder die „entweder vegan oder tschüss? – Frage stelle.
Es ist mir wichtig, dass meine Partnerin meine Lebensweise akzeptiert und nicht komplett ignoriert. Ich würde es allerdings nicht mehr akzeptieren, wenn meine Partnerin Pelz / Reptilienleder oder ähnliche Produkte aus extremster Tierqualzucht kaufen würde. Grundsätzlich entscheidet aber jeder Mensch selbst, welche Ernährungs- / Konsumform er bevorzugt.
Und dann muss man ja auch sagen, dass die Voraussetzung für eine harmonische, erfolgreiche Beziehung ja nicht nur aus der 100%igen Übereinstimmung der Ernährungsform besteht. Ein guter Mensch und passender Partner definiert sich nicht nur über die Ernährungsform. Nun, ich bin froh eine Partnerin zu haben, bei dem bezüglich der veganen Lebensweise alles passt <3 (…also ansonsten passt natürlich auch alles 😀 )
11. Befinden sich noch andere Veganer oder Vegetarier in deinem Umfeld oder bist du (noch) der Einzige?
Meine Partnerin isst nur noch sehr selten Tierprodukte. In meinem engen, persönlichen Umfeld (also außerhalb von Facebook 😉 )gibt es kaum Vegetarier und noch weniger Veganer.
Allerdings nimmt die Zahl derjenigen, die sich Gedanken dazu machen und sich auch viele Ratschläge von mir holen, deutlich zu. Auch bedanken sich immer mehr Menschen dafür, dass ich ihnen mit meinen Posting / Information auf Facebook„ die Augen geöffnet“ habe. Das bestätigt und spornt an.
12. Was ist dein liebstes veganes Produkt?
Aktuell die Produkte von „Made with LUV“ auf Lupinenbasis ….und davon das Vanilleeis 😀
- Vegan schmeckt
- Vegan schützt Leben
- Vegan schont die Umwelt
- Vegan ist gesund
- Vegan ist gut für Hirn und Herz
- Vegan ist einfach
- Vegan fühlt sich gut an
Probiert es aus…..ich müsst nichts überstürzen…lasst Euch Zeit!
ABER:
Vegan ist die Zukunft….besser Ihr fangt bald damit an 😉
Zum Schluss noch eine Anmerkung außerhalb dieses Fragebogens:
Auf dem Weg zum Umstieg auf die pflanzliche Ernährung habe ich so viele neue Dinge gesehen, erkannt und gelernt, wie ich es sonst hätte niemals tun können.
Die ganzen Dinge, welche mit der Ausnutzung der Tiere und der omnivoren Ernährung / Lebensweise zusammenhängen können:
Umweltverschmutzung, Klimabelastung, Gesundheitsschädigung anderer Menschen durch unseren Konsum, Schaffung von Fluchtursachen, Schädigung der eigenen Gesundheit….und vieles mehr……….sind mir erst durch diesen Lebenswandel deutlich geworden.
Vegane Lebensart….bedeutet also nicht nur alleine den Verzicht auf das Stück Fleisch….es ist eine Bewusstseinserweiterung.
Lieber Caba, ich danke dir sehr für deine Teilnahme und diesen perfekten Schlusssatz! Deine Antworten sind klasse und zeigen, dass Veganismus so viel mehr ist als nur ein bisschen anders essen. Veganismus hat so viel positiven Einfluss auf einen selbst, dass man sich umgehend in eine Weiterentwicklung begibt. Danke für deine Lösungen und deinen Appell, dass Aufklärung bereits bei den ganz Kleinen beginnen muss. Sie sind immerhin unsere Zukunft. Danke für dein Engagement und Durchhaltevermögen bei der Aufklärung 🙂
Du lebst vegan und bist männlich? Perfekt, dann mach bei dieser wichtigen Aktion mit. Alle notwendigen Informationen findest du hier: AUFRUF für die Aktion: Männer inspirieren Männer!
Ich freue mich auf deine E-Mail 🙂
Hier geht es zu weiteren tollen Interviews der Aktion:
- Interview 1: Veganer Profiboxer Ünsal Arik: “Mit Herz für Tiere und deine Umwelt bist du männlicher als du denkst.”
- Interview 2: Sebastians Tipp an unvegane Männer: “Give it a try! Wenn es dir nicht schmeckt, dann kannst du es immer noch bleiben lassen …”
- Interview 3: Karl Hermann: “NIEMAND hat einen Einfluss darauf, in welchem Körper er auf unserer Erde lebt.”
- Interview 4: Matthias: “Wer seine Männlichkeit über Fleischkonsum definiert, den kann ich nur bedauern.”
- Interview 5: Thorben: “Es gibt nichts Männlicheres für viele Frauen als ein Mann, der Mitgefühl hat und Tiere liebt.”
- Interview 6: Tim: Sein Weg vom größten Burger King-Fan zum Veganer
- Interview 7: Martin: “Es fühlte sich so an, als wäre ich aus einem Alptraum aufgewacht.”
- Interview 8: Das wachsende Bewusstsein für den Veganismus ließ Michael immer tiefer graben und hinterfragen
- Interview 9: Alexander: “Bedenke immer die Folgen deines Handelns.”
- Interview 10: Simon möchte Kindern eine bestmögliche Welt hinterlassen. Fleischkonsum verhindert das
- Interview 11: Volker: “Eine derartig lebensverachtende Industrie werde ich auf keinen Fall weiter unterstützen”
- Interview 12: David: “Manchmal kommt es mir so vor als wäre ich aus der Matrix erwacht!”
- Interview 13: Markus wurde von einem gleichgültigen Allesesser zu einem überzeugten Tierrechtsaktivisten
- Interview 14: Jan: “Ich habe viel mehr Neues entdeckt als dass ich Verzicht spüre.”
- Interview 15: Selim besiegte mit dem Veganismus seine Morbus Bechterew Erkrankung