Die Geburt unseres wunderbaren Sohnes – Ein Ereignis von Angst bis Liebe
Da viele von euch meine vegane Schwangerschaft (alle Berichte sind in der neuen Rubrik vegane Schwangerschaft zu finden) mitverfolgt haben, berichte ich euch nach vielen Fragen nun endlich von der Geburt. Ich entschied mich aus Angst vor einer natürlichen Geburt für einen geplanten Kaiserschnitt. Erfahrt im Folgenden, wie die Geburt ablief und weshalb ich während der OP in Panik geriet.
Die Geburt eines Kindes ist etwas Spektakuläres. Es verändert das Leben schlagartig. Gefühle kommen auf, die man in der Form noch gar nicht bis nicht häufig gefühlt hat. Bendix wurde am 14.8.2017 um 10.10 Uhr geboren. Ein Moment, der sich ganz fest in meinem Herzen eingebrannt hat. Auf ewig. Bendix ist ein Wunschkind. Voller Freude und Neugierde erwarteten wir ganz ungeduldig unseren Sohn. (Den passenden Artikel zur Verkündung der Geburt findet ihr hier: Veganes Baby: Er ist da! Unser Sohn wurde geboren)
Meine Entscheidung für einen geplanten Kaiserschnitt und die Kritik der anderen
Ich stellte mir natürlich schon recht früh die Frage, ob ich mittels einer spontanen Geburt, also einer natürlichen Geburt, entbinden möchte oder per Kaiserschnitt. Die Frage kam deshalb auf, da meine Mutter (Mutter von zwei Kindern) bei jeder Geburt schrecklich gerissen ist. Sie hatte damals die gleiche Figur wie ich. Sehr schmal. Aufgrund ihrer Geschichte und der Tatsache, dass ich wie sie gebaut bin machte mir Angst, das gleiche durchleben zu müssen. Somit entschied ich mich für einen geplanten Kaiserschnitt. Eine Entscheidung, die ich mir gründlich überlegte.
Es ist mein Körper und somit meine alleinige Entscheidung. Ich ließ mir von niemand hereinreden und blieb schlussendlich dabei. Nur anscheinend können viele Mütter, die davon hören, nicht damit umgehen. So kam es dazu, dass ich mich oft rechtfertigen musste und die Entscheidung über meinen eigenen Körper nicht respektiert wurde.
„Wunschkaiserschnitt“ – das Unwort für viele Mütter. Egal, mit welcher Mutter ich darüber redete, bzw. gefragt wurde, kam JEDES MAL die Frage „Bist du sicher?“ oder auch liebend gern folgende Aussagen: „Mach das auf gar keinen Fall.“ – „Ach du brauchst keine Angst haben, da passiert schon nichts. Du musst dadurch.“ – „Du musst eben die Geburtsschmerzen aushalten.“ usw. Gepaart mit einem vorwurfsvollen Unterton und großem Unverständnis. Es gibt einen Unterschied zwischen „interessiert nachfragen“ und „indirekt Vorwürfe machen“.
Es gab wirklich kaum Frauen, die meine Entscheidung unkommentiert ließen. Jedes Mal gaben sie mir zu verstehen, dass das auf diesem Wege keine richtige Geburt sei.
So ein Blödsinn.
Zum Glück stehe ich immer zu meinen Entscheidungen und vertrete diese sehr selbstbewusst. Trotz der vielen Kritik ließ ich mich nicht verunsichern. Da es mein Körper ist und ich mit der Entscheidung leben muss und niemand anders. Daher ist es für mich nicht von Relevanz, wie Leute über meine Entscheidungen denken oder urteilen.
Und genau das möchte ich jeder Frau, jeder Schwangeren mit auf den Weg geben: Es ist euer Körper und NUR ihr dürft entscheiden, was mit diesem passieren soll oder eben nicht.
Mein Körper, meine Regeln!
Euer Körper, eure Regeln!
Es ist eure Entscheidung und euer Recht, wie ihr euer Kind auf die Welt bekommen wollt. Eure Empfindungen, Gefühle und Ängste haben Bedeutung und müssen respektiert werden. Von jedem. Lasst euch nicht reinreden und vertraut eurer Intuition! Es bringt rein gar nichts mit wahnsinniger Angst vor Geburtsverletzungen oder –schmerzen eine spontan/natürliche Geburt zu durchleben. Verkrampfungen führen erst recht zu einem unangenehmen Geburtserlebnis. Das Gleiche gilt für einen Kaiserschnitt. Wenn ihr Angst davor habt, dann tut es selbstverständlich nicht. Doch diesen Fall gibt es eigentlich nur bei Komplikationen einer natürlichen Geburt und da hat man leider keine andere Wahl als die Ärzte entscheiden zu lassen. Niemand hat das Recht über euren Körper zu bestimmen. Es ist eine Unverschämtheit und zeugt von Respektlosigkeit, wenn Leute versuchen euch zu Handlungen zu drängen, die bei euch großes Unbehagen und Ängste auslösen.
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Geburtserlebnis per Wunschkaiserschnitt
Unser Sohn wurde eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin geholt. Doch da meine Wehen schon sehr regelmäßig waren und meine Frauenärztin schon vermutete, dass ich sogar früher als dem geplanten Termin entbinde, wusste ich, dass unser Sohn bereit war auf die Welt zu kommen. Das beruhigte mich. Ich wusste durch das Eintreten der Wehen, dass es in Ordnung ist für ihn geholt zu werden und es ist nicht zu früh ist.
Früh morgens fuhren wir ins Krankenhaus. Wir wussten nicht, wann es soweit sein wird, da sie uns bereits beim Beratungsgespräch sagten, dass sämtliche Notfälle vorgezogen werden und sie uns somit keine bestimmte Uhrzeit nennen konnten. Dafür hatten wir natürlich jegliches Verständnis. Als wir im Krankenhaus eintrafen wuchs die Aufregung immer mehr. Bereits am Vorabend konnte ich es kaum noch aushalten und schlief dementsprechend wenig. Ich war voller Aufregung, Neugierde, etwas Angst und Unsicherheit … und etwas traurig. Denn die Zweisamkeit, die mein Mann und ich so genossen, würde am nächsten Tag vorbei sein. Ich war regelrecht wehmütig und wusste nicht genau, was auf uns zukommt. Im nächsten Artikel mehr dazu.
Nach einiger Zeit am CTG wurden ebenfalls wieder regelmäßige Wehen festgestellt. Ich bekam nun mein schickes OP-Hemdchen und wurde an den Tropf gelegt. Wir wurden immer aufgeregter, vor allem weil wir nicht wussten, wann es nun los geht. Ich muss anmerken, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt immer noch keine Angst vor dem Kaiserschnitt hatte.
Nach ca. 3 Stunden warten ging die Tür auf und zwei Schwestern kamen herein …
„So, nun geht es los.“
Mein Mann und ich schauten uns an und ich wurde immer aufgeregter und konnte es kaum erwarten unseren kleinen Sohn in Empfang zu nehmen. Wir machten noch ein letztes Foto als Pärchen und dann ging es los in den Operationssaal.
Im OP – kurz vorm Kaiserschnitt
Ich fing vor Aufregung an zu zittern, doch ich fühlte mich gut und war voller Vorfreude. Es war nun Zeit mir die Betäubung durch den Rücken zu setzen. Ich erinnerte mich an das Versprechen der Ärzte und Schilderungen anderer Mütter, dass ich dadurch absolut nichts spüre. Alles wäre taub und völlig schmerzlos. Als hätte ich keine Beine mehr.
So, da lag ich nun und wartete auf genau dieses Gefühl. Langsam wurden meine Beine schwerer und ich war mir sicher, dass ich gleich gar nichts mehr spüre.
Ich wurde durch den Vorraum in den Hauptsaal geschoben und lernte die anderen Ärzte kennen. Oberhalb meiner Brust wurde zügig der Sichtschutz angebracht. Beim Vorstellen der Ärzte kamen mir bereits die ersten Tränen, da ich immer aufgeregter wurde, aber im positiven Sinne. Die Schwestern führten einen Test an meinen Beinen durch um zu prüfen, ob ich noch etwas spüre. Ein seltsames Gefühl, ganz anders als erwartet. Völlig anders als erwartet um ehrlich zu sein. Ich spürte zwar keinen Schmerz, aber Druck und merkte ganz deutlich, dass Handlungen an meiner unteren Körperhälfte vorgenommen wurden. Das machte mir plötzlich Angst. Große Angst.
Nun sollte noch der Katheter gelegt werden. DAS war das einzige, worüber ich mir vorher viele viele Gedanken machte. Ich stellte mir alles bildlich vor und das löste ein riesiges unangenehmes Gefühl in mir aus. Die Schwestern versuchten mir zu versichern, dass das Legen des Katheters völlig schmerzfrei ist, doch ..tja … ich glaubte es trotzdem nicht und machte das ziemlich deutlich. 😀 Nach dem Legen des Katheters war mir mein Getue sehr peinlich, da ich tatsächlich nichts Schlimmes spürte. Nun ja, das erleben die Schwestern täglich und nahmen es mir nicht übel und lachten einfach nur. Ab da an ging alles ganz schnell …
Die unerwartete Panik
Der Arzt sagte mir nicht, dass er nun beginnt und somit spürte ich plötzlich, dass untenrum noch mehr geschieht. Sie ruckelten an mir. Ich schwank von rechts nach links und spürte ganz deutlich, dass sie an mir herumzerrten. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet und geriet in Panik. Ich hatte richtige Angst. Mein Mann saß zum Glück direkt an meinem Kopf und versuchte mich zu beruhigen. Wir hielten ständig Blickkontakt und er sprach beruhigend auf mich ein. Meine Panik wurde immer größer und ich bin fast wahnsinnig geworden. Mir liefen die Tränen, das erste Mal aus Angst. Dieses Herumzerren ist sehr stark und das Schwanken ist ebenfalls sehr intensiv. Trotz der Betäubung, merkt man das alles sehr sehr deutlich! Damit hatte ich partout nicht gerechnet. Sie zogen an mir und ruckartig wurde ich nach links und nach rechts und wieder nach links und rechts gezogen. Schrecklich! Ich spürte den Druck und bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Diese Intensität hatte ich absolut nicht erwartet. Natürlich war mir vorher klar, dass ich irgendetwas spüren werde, aber nicht in DIESEM Ausmaß!
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte meine Panik in Zaum zu halten. Die Hebammen hielten meine Hand und gaben ihr Bestes, genau wie mein wundervoller Mann. Er sah mir direkt an, dass ich in Panik geriet und tat alles um mich zu beruhigen, obwohl es ihm wahnsinnig schwer fiel mich so zu sehen. Wäre er nicht gewesen, wäre ich wohl noch vor lauter Panik vom Tisch gesprungen bzw. gerollt.
Und da! Ein Schrei! Und noch einer!
Alles fiel von mir ab, jegliche Panik und unglaubliches Glück durchströmte mich. Ich hörte zum ersten Mal meinen Sohn. Sie hielten unser kleines Wunder, auf das wir so lange gewartet haben, über den Sichtschutz. Ich sah ihn, zum ersten Mal.
Oh Gott, was für ein wundervoller Moment.
Fassungslosigkeit machte sich bei mir breit. Dieses kleine schöne Wesen wuchs in mir und nun konnte ich es endlich sehen. Dieses schöne Gesicht, diese Bindung. Ich weinte und konnte nicht mehr aufhören. Zunächst sah ich ihn nur für wenige Sekunden, doch die reichten aus, dass ich meine Panik, kurz davor, völlig vergaß und nur noch meinen Sohn sehen wollte. Alles war vergessen. Ich bekam überhaupt nicht mehr mit, wie mich die Ärzte zunähten. Nichts war mehr relevant außer mein Sohn. Nachdem er kurz untersucht wurde, kam die Hebamme mit unserem kleinen Wunder zurück und sie legten Bendix neben mein Gesicht. Es war so weit. Mein Mann, unser Sohn und ich. Unsere Familie. Ich fasste unseren Sohn an und er griff nach meinem Finger und ich weinte vor lauter Dankbarkeit und war überwältigt, dass dieser kleine Mensch so fertig aus mir herauskam. Selbst jetzt, während ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, laufen mir lauter Tränen übers Gesicht und ich bin immer noch so ergriffen von diesem Erlebnis.
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Wie es nach der Geburt weiter ging und ob ich mich noch einmal für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden würde, erfahrt ihr in wenigen Tagen im nächsten Artikel auf www.vchangemakers.de
Ich erzähle euch von unserer Kennlernphase, Stillproblemen, Schmerzen, dem Zwiespalt den neuen Körper anzunehmen und so einiges mehr … seid gespannt!
Frage an euch: Wie war euer Geburtserlebnis?
Erzählt mir doch mal, wie euer Geburtserlebnis war! Hattet ihr eine natürliche Geburt oder auch einen Kaiserschnitt? Wie sind eure Erfahrungen? Wurdet ihr ebenfalls kritisiert, weil ihr euch eventuell für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden habt?
Alle bisherigen Artikel zu meiner veganen Schwangerschaft, sowie Ernährungstipps in dieser sensiblen Lebensphase und den Reaktionen der Ärzte bzgl. meiner Ernährungsweise erfahrt ihr in der neuen Rubrik „Vegane Schwangerschaft“. Viel Spaß beim Lesen!
Wie immer gilt: Falls ihr Fragen habt, kontaktiert mich gerne: jessica@vchangemakers.de
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