Interview 15
Das unfassbare Ausmaß des Tierleids stärkte Selims Willen den Veganismus durchzuziehen
Im Jahre 2017 diagnostizierte man bei Selim die aggressive Rheuma Art Morbus Bechterew. Eine Krankheit, die mit unfassbaren Schmerzen einhergeht. Doch mit einer Ernährungsumstellung auf die vegane Lebensweise, schaffte es Selim seine unerträglichen Symptome zu kontrollieren. Seine Geschichte gibt es auch bei der Dokumentarreihe 37 Grad. (
HINWEIS: Der Link führt zur ZDF Mediathek:
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-grad-schmerz-lass-nach-100.html ) Erfahre nun, wie der Veganismus ihm genau geholfen hat und welche Rolle die ethische Komponente für ihn spielt.
1. Erzähl zunächst etwas über dich: Wer bist du?
Selim 35 aus Istanbul/Wien/Düsseldorf – Österreichischer Immigrant 🙂 Software Entwickler, Sport Liebhaber. Seit 2017 diagnostiziert mit Morbus Bechterew – einer Art aggressives Rheuma. Die Krankheit konnte ich durch meinen Ernährungs-Coach unter Kontrolle bringen, nehme seit einem Jahr auch keine Medikamente mehr. Während der Diagnose Zeit konnte ich fast nicht mehr gehen, schwer aus dem Bett gekommen. In den letzten 6 Monaten habe ich zwei Marathons und einen Ultramarathon gelaufen. Trainiere zurzeit für den Ironman 70.3 in Barcelona.
Lebensstil und Ernährungsänderungen haben mir das Leben gerettet. Tägliche Meditation, Yoga, ab und zu mal Fasten und das Pflegen eines Essens Tagebuch ermöglichen mir bisher für mich unbekannte sportliche Leistungen zu erbringen. Schwimm-, Lauf-, Rad-Training und kalte Duschen helfen natürlich auch. Stressige und lange Arbeitswochen sind meistens auch kein Problem und mit den richtigen Methoden (hab ich ja aufgezählt) zu bewältigen.
2. Weshalb lebst du vegan? Was war der Auslöser?
Die Fleischskandale haben bei mir über die Jahre große Fragezeichen hervorgebracht wie z. B.: Aus welchen Umständen kommen die Lebensmittel, die ich konsumiere und inwieweit hat die Lebensmittelindustrie mein Wohlbefinden im Mittelpunkt. Tägliche Recherchen, hauptsächlich unterstützt von meiner Freundin, erweiterten meinen Wissen und änderten meine Perspektive. Zuerst war ich vegetarisch (manchmal Flexitarier) und 2013 dann vegan. Da ich mit einer Küche aufgewachsen war, die sehr leckere Fleischgerichte hatte, fiel mir es auch sehr schwer am Anfang mich zurück zu halten und zu beherrschen. Die ethische Seite des Veganismus und das unfassbare Ausmaß an Tierleid stärkten aber mit jeden Tag meinen Willen.
Ich lebe vegan damit Tiere nicht leiden und die nächsten Generationen nicht auf einer verseuchten Erde leben müssen. Ohne Veganismus würde ich natürlich auch meine super Blutwerte und die schnelle Regeneration des Körpers nachdem Sport vermissen; außerdem müsste ich dann wahrscheinlich mit Rheuma Medikamenten anfangen, da tierische Produkte und Rheuma sich meistens nicht vertragen.
3. Was müsste, deiner Meinung nach, noch getan werden um der Gesellschaft den Veganismus näher zu bringen?
Ich sehe mittlerweile überall, selbst bei kleinen Städten in Deutschland, Aktivisten, die uns auf das Tierleid aufmerksam machen (z. B. anonymousforthevoiceless, Peta2, Laufen gegen Leiden usw.). Es gibt auch mittlerweile so viele vegane „Influencer“ und berühmte Menschen. Die neue Generation ist viel informierter als früher, ich bin stark davon überzeugt, dass diese nicht die Fehler ihrer Vorgänger Generationen wiederholen und einen ethischen Weg gehen werden.
Wenn sich jeder in seinem nahen Bekanntenkreis aktiv für die Aufklärung was Veganismus ist, einsetzt, dann würden wir in den nächsten Jahren einen noch schnelleren Wandel sehen.
4. Statistisch gesehen leben überwiegend Frauen vegan. Hast du einen Tipp für Männer, die eventuell Bedenken haben als unmännlich zu gelten, wenn sie vegan leben?
Ich glaube, einem Großteil der Männer ist nicht bewusst, dass bei veganen Männern bestimmte Körperglieder und Funktionen weiterhin wie bei Teenagern potent sind.
Ein gutes Argument sind auch die Elite Athleten, die vegan Leben.
5. Welche Argumente, meinst du, benötigen einige Männer um zum Umdenken bewegt zu werden (wenn es nicht die eigene Frau ist)?
Falls sie Kinder haben, ist es mittlerweile ein Fakt, dass wir zum Veganismus wechseln müssen, damit die nächste Generation noch eine bewohnbare Erde hat.
Für alle anderen Männer: Gesund und lang leben.
Vegane Männer sind sehr gefragt in der veganen Community, da diese in der Minderheit sind.
6. Eine Frage zu deinen persönlichen Erfahrungen. Wie reagieren Männer darauf, wenn sie mitbekommen, dass du vegan lebst?
Manche sind sehr interessiert und einige können es nicht nachvollziehen.
7. Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung vegan zu leben reagiert?
Auf jeden Fall nicht unterstützend, meistens sehr kritisch, nachdem sie jetzt sehen was mit richtiger Ernährung alles möglich ist, kommen auch keine Kommentare mehr.
8. Wie reagierst du auf dumme Sprüche bzgl. deiner Ernährungsweise?
Unter Freunden meistens durch Konter Sprüche, sonst versuche ich nicht zu reagieren. Dumme Sprüche zeigen meiner Meinung nach Unsicherheiten und Ängste der Menschen; Mitgefühl zeigen und Antworten ist ein eleganter Weg finde ich. „Worte zeigen wie jemand gerne wäre, Taten zeigen wer jemand wirklich ist“
9. Wie reagieren Frauen auf deinen Ernährungsstil?
Ganz unterschiedlich, meistens sind sie aber interessierter und wollen mehr wissen.
10. Ist es dir wichtig, dass dein/e Partner/in auch vegan lebt?
Ja, eigentlich schon. Da es für mich ein ethisches Thema ist würde es immer wieder zu Debatten führen, was ich in meiner Beziehung nicht gerne habe.
11. Befinden sich noch andere Veganer oder Vegetarier in deinem Umfeld oder bist du (noch) der Einzige?
Einige Arbeitskollegen und neue Bekannte, die ich durch die vegane Community kennengelernt habe. Von den alten Freunden und Bekannten ist leider niemand Veganer oder Vegetarier.
12. Was ist dein liebstes veganes Produkt?
Jede Art von veganer Süßigkeit eigentlich, ich gebe jetzt auch öffentlich zu „bin absolut süchtig“
13. Gibt es noch etwas was du unveganen Männern mit auf den Weg geben möchtest?
Ich glaube, jeder Mann würde sich geschmeichelt fühlen, wenn er mit einem Silberbrücken in Verbindung gebracht wird. Super starke Menschenaffen, die sich vegan ernähren. Tragen Verantwortung für den Zusammenhalt, die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Familie.